Der aktuelle Gleichbehandlungsbericht für die Privatwirtschaft, der Ende März dem Nationalrat vorgelegt wurde, zeigt einen deutlichen Anstieg der Diskriminierungsfälle. Ein Drittel mehr Anfragen verzeichnet die Gleichbehandlungsanwaltschaft im Vergleich zu den Vorjahren, insgesamt waren es 6.359 Anfragen. Mit 42 % ging es bei den meisten Anfragen um Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, insbesondere sexuelle Belästigung oder ungleiche Bezahlung. In Tirol gingen im Berichtszeitraum (2023/2023) insgesamt 575 Anfragen ein, wobei Anfragen zu dem Diskriminierungsmerkmal Geschlecht mit einem Zuwachs von 84 % zu den negativen Spitzenreitern gehören. „Diese Zahlen zeigen ganz klar: Diskriminierung ist für viele berufstätige Frauen in Tirol noch immer bittere Realität. Wir müssen diese Missstände weiter sichtbar machen und aktiv dagegen ankämpfen“, so Tirols VP-Frauenchefin, Landtagsabgeordnete Beate Scheiber.
Nationalrätin Margreth Falkner, die den Bericht im Parlament kommentierte, kann den steigenden Zahlen auch etwas Positives abgewinnen. „Es ist auch ein Indiz dafür, dass sich immer mehr Betroffene wehren, indem sie Benachteiligungen auf- und anzeigen. Aber von einer Gleichbehandlung in der Privatwirtschaft sind wir noch weit entfernt“, betont Falkner und plädiert für eine gleiche Behandlung im Berufsleben, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sexueller Orientierung. Eine zentrale Rolle im Kampf gegen Diskriminierung spielt die Gleichbehandlungsanwaltschaft. Sie informiert, berät und unterstützt Betroffene – oft mit Erfolg. Neun von zehn Vergleichsverhandlungen führten zu einem positiven Ergebnis für die Betroffenen. Bei konkreten Verdachtsfällen kann man sich direkt an das Regionalbüro in Innsbruck wenden oder online Kontakt aufnehmen. Um den Zugang aus ländlichen Regionen zu verbessern, gibt es seit Kurzem eine digitale Erstberatung.