„Kein Tiroler Bezirk ohne Bürgermeisterin. Kein Gemeindegremium ohne Frauen.“ Diese ambitionierten Ziele setzt sich Frauenchefin NRin Liesi Pfurtscheller für die in einem Jahr stattfindenden Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen in Tirol. Dass hier noch sehr viel Luft nach oben ist, zeigen die aktuellen Zahlen: 17 Bürgermeisterinnen in Tirol stellen lediglich 6,1 % aller Tiroler Gemeindechefs. Von den insgesamt 3689 Gemeinderäten sind 767 weiblich.
„Mir ist bewusst, dass wir hier noch viel Arbeit vor uns haben, aber wir brauchen mehr Frauen in der Gemeindepolitik. Ich bin überzeugt, dass gerade auf kommunalpolitischer Ebene ein enormes weibliches Potential vorhanden ist. Wir wollen diese engagierten Frauen gezielt aufspüren, ermuntern, unterstützen und sie für eine aktive Mitarbeit gewinnen“, gibt sich Pfurtscheller für ihre Rekrutierungsoffensive zuversichtlich.
Professionelles Headhunting mit gezielter Ansprache möglicher Kandidatinnen, eine bessere inhaltliche Vorbereitung und Schulung sowie ein Mentoring-Programm werden dabei als besonders hilfreich für die Anwerbung potentieller Gemeinderätinnen gesehen. Das ergab eine im Jänner durchgeführte Befragung von aktiven ÖVP-Kommunalpolitikerinnen. Gefragt nach den Motiven für ihr eigenes Engagement, steht die aktive Mitgestaltung des Lebensumfeldes sowie mehr Mitsprache an erster Stelle. Außerdem fördern ehrenamtliches Engagement bzw. Vereinsfunktionen sowie direkte Ansprache – „ich bin einfach gefragt worden“ - den Einstieg in die Politik.
Weniger erfreulich ist ein weiteres Ergebnis der Befragung: 40 Prozent der befragten Gemeindepolitikerinnen geben an, dass ein oft veraltetes Rollenverständnis sehr mühsam sei und die Arbeit auf Gemeindeebene unnötig erschwere. Es sei oft schwierig, als Frau in den immer noch sehr Männer-dominierten Strukturen ernst genommen zu werden, für die Leistung anerkannt zu werden oder gegen althergebrachte Einstellungen anzukämpfen, so die Hinweise betroffener Frauen. „Hier gilt es anzusetzen“ betont Liesi Pfurtscheller und fordert vor allem eine respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Der Start dieser breit angelegten Rekrutierungsoffensive wird bewusst auf den 8. März, den internationalen Weltfrauentag gelegt. „Gerade durch Corona wurden erfolgreiche Anstrengungen für eine Gleichstellung der Geschlechter wieder um Jahre zurückgeworfen. Viele Studien zeigen: Es sind die Frauen, die stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind, die zuhause bleiben (müssen), die von Armut bedroht sind, die das Homeschooling und die Betreuung der Kinder übernehmen“, sieht sich Pfurtscheller in ihrem Bemühen noch stärker gefordert als bisher. Und sieht in ihrer Offensive für mehr Frauen in der Gemeindepolitik einen wichtigen Schritt, um Frauen und ihre Rechte im Alltag sichtbarer, hörbarer und spürbarer zu machen.
Die nächsten Schritte der VP-Frauen: Mentoring-Programm aufbauen, Austausch aktiver Politikerinnen intensivieren, Schulungsangebot erstellen und Suchfelder für gezielte Ansprache potentieller Kandidatinnen definieren.